>> Die Straßensperre <<

Die Sirene ertönt – Großeinsatz. Ich eile mit meiner Kollegin zum Streifenwagen. Per Funk bekommen wir genaue Instruktionen – Wir sollen die B15 stadtauswärts komplett sperren und jedes einzelne Fahrzeug kontrollieren. Bankräuber haben die Hauptfiliale der Stadtsparkasse überfallen und schätzungsweise 200.000 Euro erbeutet. Der Überfall geschah vor 15 Minuten und die Täter sind auf der Flucht, deshalb wird die komplette Stadt abgeriegelt. Als wir wenige Minuten später die Bundesstraße erreichen, ist die Straße bereits blockiert. Unsere Kollegen waren bereits vor uns da und haben die Straße dicht gemacht. Wir fahren am Seitenstreifen bis zur Straßensperre und halten neben dem Streifenwagen der Kollegen.

Das erste Fahrzeug, das wir kontrollieren, ist ein roter VW Polo. Wir bitten den Fahrer, einen gut gebauten Mann im mittleren Alter, den Kofferraum zu öffnen. Als er den Kofferraum öffnet, zücke ich unwillkürlich meine Dienstwaffe. Der Mann lacht auf. „Keine Panik, ich bin Metzger!“. Im Kofferraum befinden sich ein blutverschmierter Kittel und mehrere blutige Messer. Ich lache. „Und ich dachte schon, Sie wären ein gefährlicher Massenmörder!“.

Das nächste Fahrzeug ist ein großer LKW, voller kleiner Ferkel. Der Fahrer erzählt auf Englisch, dass er die Ladung in Dänemark abgeholt hat und nach Italien fährt. Wir werfen einen Blick in den LKW – Es ist alles voller kleiner Ferkel, ein paar liegen regungslos am Boden. Wir wünschen dem Fahrer eine gute Weiterfahrt.

Der nächste Wagen ist ein kleiner Transporter. Darin acht Osteuropäer. Skeptisch durchsuchen wir den Wagen und fragen die Rumänen, wie sich nach der Ausweiskontrolle herausstellte, was sie machen. „Für Firma in Schlachthaus Schweine geschuftet“ sagt einer der Rumänen in gebrochenem Deutsch. „Achso!“ erwidere ich und lasse den Transporter passieren.

Das nächste Fahrzeug ist ein kleiner Sprinter. Auch diesen lassen wir vom Fahrer, einem alten Mann, öffnen. Aus dem Sprinter kommt ein furchtbarer Gestank. Er ist voller toter und verwesender Hühner. Der Mann erzählt, dass die Tiere in seinem Hühnerstall nicht durchgekommen sind, und er diese jetzt vorschriftsgemäß zur Tierkörperverwertung fährt. Sehr vorbildliches Verhalten – Ich wünsche dem Mann noch einen schönen Tag.

Nun fährt ein kleiner Kühlwagen vor. Als wir von dem Österreicher die Ladefläche öffnen lassen, erschrecke ich. Er ist bis oben hin gefüllt mit Schweineköpfen. Der Österreicher lacht, und erzählt uns, dass er in seinem Restaurant gefüllte Schweineköpfe serviert und hier im Schlachthaus ein Sonderangebot erhalten habe, weshalb er die Köpfe nun nach Österreich transportiert. Wir lachen, lassen uns eine Visitenkarte von dem Restaurant geben und wünschen eine gute Rückreise nach Österreich.

Als nächstes ist ein kleines Elektroauto an der Reihe. Ein junger Mann sitzt am Steuer. Auch dieses Fahrzeug durchsuchen wir wieder. Im Kofferraum finden wir schließlich in einer Sporttasche ein Gramm Cannabis. Der junge Mann versucht sich rauszureden, er wüsste nicht woher diese Pflanzen sein. Aber aus der Nummer kommt er nicht raus. Während ich die Personalien erfasse, legt meine Kollegin dem jungen Mann Handschellen an und verfrachtet ihn auf die Rückbank unseres Streifenwagens.

Per Funk kommt im selben Moment die Information durch, dass die flüchtigen Bankräuber wohl entkommen sind. Sämtliche Straßensperren sollen entsprechend umgehend aufgelöst werden. Zwar haben wir die Bankräuber nicht erwischt, dafür ist uns ein anderer Schwerkrimineller ins Netz gegangen. Ein erfolgreicher Tag also für mich und meine Kollegin.

"Das Gesetz macht den Menschen, nicht der Mensch das Gesetz." "

Johann Wolfgang von Goethe - (1749-1832) - Deutscher Dichter